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[Oben angepinnt] Michael Hölscher über 500E/E500


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Mit große Freude präsentieren wir Antworten von Michael Hölscher, Projektleiter 400E/500E.

 

" Meine Vita:

Geboren 7.8.1955 in Bielefeld

Abitur Juni 1975 am Brackweder Gymnasium Bielefeld

Diplom Maschinenbau mit Vertiefung Kraftfahrwesen September 1982 Universität Hannover

Eintritt in die Dr. Ing h.c.F.Porsche AG am 1.10.1982

1982 bis 1988 Sachbearbeiter im Bereich Akustik und Schwingungen, zuständig für Fahrwerks- und Karosserieschwingungen

1988 bis August 2000 Projektleiter verschiedener Auftragsentwicklungen. Unter anderem

                Entwicklungsprojektleiter im Projekt E50 (500E, E500)

                Entwicklungsprojektleiter E420/400E

                Gesamtprojektleiter im Kooperationsprojekt Audi RS2 und Mit-Geschäftsführer der Arge Audi-Porsche RS2

                Entwicklungsprojektleiter im Projekt Opel Zafira

Die Veröffentlichung dieser Projekte als Porsche-Kundenentwicklung wurde von den Auftraggebern freigegeben

November 1999 bis Dezember 2005 Gesamtprojektleiter Carrera GT

Januar 2006 bis Dezember 2009 Projektleiter Qualität in der Baureihe Carrera (911)

Dezember 2009 bis Oktober 2014 Entwicklungsprojektleiter 918 Spyder

1.11.2014 Eintritt in die Ruhephase der Altersteilzeit.

1.9.2018 Beendigung des Arbeitsverhältnisses  "

 

 

© Michael Hölscher

 


   
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"Zum E400/420E: Die komplette Fertigung ist bei MB gemacht worden, also Rohbau, Lackierung und Montage, jeweils auf den W124 Bändern.Porsche hat nichts geliefert, alle Teile, auch die Übernahme vom E500, sind von MB eingekauft und disponiert worden. Die Einzelteile (Pressteile) wurden ja nicht von Porsche gefertigt, sondern wie beim 911 von uns eingekauft. Ob alle E500-Übernahmeteile aus den „Porsche“ Werkzeugen stammen oder MB teilweise neue Werkzeuge gemacht hat ist uns nicht bekannt. Es ist aber durchaus möglich dass einige Werkzeuge wegen der größeren Gesamt- und Tagesstückzahl neu gemacht wurden. "

 

© Michael Hölscher


   
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"Die Kotflügel vom 500 E sind nicht aus W124 Teilen gefertigt worden, sondern es wurden komplett neue Presswerkzeuge hergestellt. Die Pressteile wurden bei einem Zulieferer hergestellt und von Porsche zugekauft. Die Herstellung aus 124 Teilen fand nur bei den Prototypen statt.

Bei der Ansaugluft wurden zunächst seitliche Kiemen in den Kotflügeln untersucht, wie beim Diesel. Im Windkanal (bei MB) zeigte sich aber, dass die besten Druckverhältnisse im Spalt um die Scheinwerfer bestehen. Die Umstellung hat sicher einen positiven Einfluss auf die Motorleistung gehabt, wieviel ist aber nicht untersucht worden. Der Vorteil zeigt sich auch nicht auf dem Prüfstand, da wir dort ja keinen Staudruck durch den Fahrtwind haben.Die Geräuschproblematik wurde dadurch gelöst, dass die Ansaugschläuche (von der Hutze um die Scheinwerfer zum Luftfilter) mit schallabsorbierendem Material ummantelt wurden (die schwarzen, weichen Schläuche).

Die Kunststoffkotflügel waren ein Versuch für MB um Erfahrung mit Material und Herstellverfahren zu gewinnen. Der E500 mit den geringen Tagesstückzahlen bot sich an, dies unter Serienbedingungen zu testen.Es war sicher kein Kostenthema beim E500, da die Werkzeuge für die Stahlkotflügel ja schon bezahlt waren und die reinen Herstellkosten beim Stahlkotflügel sicher deutlich geringer sind als bei Kunststoff, insbesondere, da hier ja auch neue Werkzeuge gemacht werden mussten. Für eine zukünftige Kleinserie wäre Kunststoff finanziell eine interessante Alternative, allerdings sind in der Regel die Finish Aufwendungen höher. Warum das Interesse so spät kam, ist uns auch nicht bekannt. Auf alle Fälle musste die Technologie erst soweit perfektioniert werden (bei MB), dass die Teile den Qualitätsansprüchen von Porsche und MB genügen. Bis dahin hat man die bewährten Stahlteile verbaut.

"

© Michael Hölscher

 

 


   
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" Die Vorbereitung für den Messeauftritt hat MB alleine gemacht. Wir wurden ja „nur“ mit der Entwicklung und der Produktion beauftragt. Die Vermarktung war allein bei MB. Deshalb kann ich auch nicht sagen, warum zum Messeauftritt ein veränderter Kühlergrill montiert war und ich kann nur spekulieren, warum der gezeigte Grill nicht in die Serie kam. Definitiv hätte für den Grill ein neues (teures) Werkzeug beschafft werden müssen. Wahrscheinlich wollte man sich die Kosten sparen. Der Zeitpunkt der Präsentation wäre auch zu spät gewesen, einen geänderten Grill für die Serie zu entscheiden (wegen der Werkzeugbeschaffungszeiten). "

 

© Michael Hölscher

 

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" Die ersten 8 – 10 PTs (Prototypen) wurden aus 300E Fahrzeugen umgebaut, die restlichen wurden aus Einzelteilen bei uns aufgebaut. Auch um bei uns für die Rohbaufertigung zu lernen. Die Prototypen, die für Crash und Dauerlauferprobung verwendet wurden, sind vernichtet worden. (Bei unseren Kundenprojekten wurden die Dauerlauffahrzeuge nach Abschluss der Versuche von einem Leopard Bergepanzer überrollt, als Nachweis der Verschrottung. Ob das auch beim 500E der Fall war, kann ich aber nicht mehr sagen). Bis auf ein Fahrzeug wurden alle nicht verschrotteten PTs nach Ende der Entwicklungszeit an MB übergeben (waren auch Eigentum von MB). Ein Fahrzeug blieb währen der Bauzeit bei uns für Serienbetreuungsarbeiten und wurde nach Serienende an MB abgegeben. "

 

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"Bei der Ansaugluft wurden zunächst seitliche Kiemen in den Kotflügeln untersucht, wie beim Diesel. Im Windkanal (bei MB) zeigte sich aber, dass die besten Druckverhältnisse im Spalt um die Scheinwerfer bestehen. Die Umstellung hat sicher einen positiven Einfluss auf die Motorleistung gehabt, wieviel ist aber nicht untersucht worden. Der Vorteil zeigt sich auch nicht auf dem Prüfstand, da wir dort ja keinen Staudruck durch den Fahrtwind haben.

Die Geräuschproblematik wurde dadurch gelöst, dass die Ansaugschläuche (von der Hutze um die Scheinwerfer zum Luftfilter) mit schallabsorbierendem Material ummantelt wurden (die schwarzen, weichen Schläuche)."

 

© Michael Hölscher


   
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"Die Abgasanlage musste komplett geändert werden (beim Krümmer bin ich mir nicht mehr sicher). Die Rohrführung von anderen Fahrzeugen hätte nicht gepasst. Die größte Änderung war der Einsatz von Metallträger-Katalysatoren. Die haben gegenüber den bei MB üblichen Keramikträgerkatalysatoren den Vorteil von kleineren Baumaßen und waren damals bei Porsche Standard."

 

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"500E ist ein Viersitzer geworden, da Differential beim 500er ist größer als beim 400E/E420. Die (400E) haben deshalb auch keine Beule in der Sitzwanne, und damit genug Federweg für den mittleren Sitz."

 

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Ich kann mich leider nicht mehr erinnern, wie das Einfahrprogramm für die 500er aussah. Definitiv sind die Produktionsfahrzeuge nicht auf unserer Teststrecke in Weissach gefahren. Wir haben damals noch jeden 911 ca. 30 km auf öffentlichen Straßen (Landstraße und Autobahn) gefahren. Ob das bei den 500er auch so war, kann ich aber nicht mehr sagen.

 

In der Entwicklungsphase wurden die Prototypen des 500E natürlich auch auf der Teststrecke gefahren und abgestimmt.

 

 

© Michael Hölscher

 


   
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